Foto: Garten- und Gebäudeansicht Gesundheitszentrum für Obdachlose (04-2014)
Im Gesundheitszentrum stehen den obdachlosen Menschen eine Arzt-, Zahn- und Augenarztpraxis, eine Kleiderkammer, eine Speiseversorgung und sanitäre Anlagen mit Duschen zur Verfügung. Außerdem erhalten die Betroffenen rechtliche, soziale und psychologische Beratung sowie Betreuung.
Ganz unbürokratisch erhalten die Menschen Hilfe und - sei es auch nur für ein
paar Stunden am Tag - Wärme und Geborgenheit. Mit diesem umfassenden Angebot
schöpfen die Betroffenen erstmalig wieder Vertrauen, welches sie lange nicht
mehr kannten oder sogar ganz verloren haben. Dieses ganzheitliche Vorgehen
bietet diesen Menschen die Chance für einen Neuanfang.
Neben der Betreuung und Wiedereingliederung in die Gesellschaft ist die Hilfe
zur Vorbeugung von
Obdachlosigkeit bedrohter Menschen oder sie vor erneuter Obdachlosigkeit zu bewahren, ein besonderes
Anliegen der Stiftung.
Im Laufe der Zeit konnte das Angebot für bedürftige Menschen ausgebaut werden.
Ein Team von ehrenamtlichen Ärzten aus verschiedenen Fachbereichen hält
mindestens einmal pro Woche Sprechstunde für obdachlose Patienten. Augenärzte,
Hautärzte, Internisten, Orthopäden, Psychiater und Psychologen stehen der
Arztpraxis zur Verfügung. Zusätzlich gibt es mehrmals pro Woche ein Angebot
durch Zahnärzte und einer Zahnarzthelferin.
Mittlerweile ist das Gesundheitszentrum ein Einsatzort vieler Medizinstudenten,
Schwesternschüler und Praktikanten. Viele nationale und internationale
Organisationen, sowie Besucher aus sozialen und medizinischen Einrichtungen
informieren sich regelmäßig vor Ort über die Arbeit des Gesundheitszentrums.
Täglich werden etwa 50 bis 80 Menschen im Gesundheitszentrum behandelt und
betreut. Nicht nur
die medizinische, auch die soziale, psychologische und juristische Betreuung
werden gern in Anspruch genommen. Zusätzlich finden für die Patienten jährliche
Festivitäten statt: ein Osteressen, Sommerfest, Herbst- und Weihnachtsessen,
jeweils unterstützt vom Marriott-Hotel sowie der Firma Roloff.
Seit der Eröffnung im September 2006 konnten Menschen in verschiedenen Einrichtungen dauerhaft untergebracht werden.
Diese Definition steht in keiner Enzyklopädie, sondern ist aus der jahrelangen Erfahrung der Ärztin Dr. Jenny De la Torre Castro entstanden.
Obdachlosigkeit ist eine soziale Krankheit, ein Problem der Gesellschaft. Die Ursachen von Obdachlosigkeit sind vielfältig: fast immer stehen soziokulturelle, ökonomische, gesundheitliche, rechtliche und psychologische Faktoren in Wechselwirkung miteinander. Sie führen nicht nur zum Verlust der Wohnung, sondern auch das Zuhause geht verloren, was schwerwiegende körperliche und seelische Folgen haben kann. Es kann auch zur Ausgrenzung und Isolierung bis hin zu völliger Verwahrlosung führen. Zuletzt ist der erfolgreiche Kampf ums Überleben und die Erhaltung der eigenen Würde nur noch mit Hilfe der Gesellschaft möglich.
"Wir dürfen die Obdachlosen nicht aufgeben, sonst geben wir uns selbst auf."
Dr. Jenny De la Torre Castro