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Obdachlose und Praxisgebühr

n-tv, 26.01.2004

Was bedeuten zehn Euro Praxisgebühr für die Deutschen? Dem einen tut es kaum weh, der andere verzichtet auf einen Café- oder Kinobesuch - einigen aber bleibt kein einziger Cent, auch nicht für das Essen. In der Diskussion um die zehn Euro, die seit dem 1. Januar an der Arztpraxis gezahlt werden müssen, meldeten sich bislang Ärzte, Patienten und Verbände lautstark zu Wort. Still blieb es um die Obdachlosen, die ohnehin aus Scham Arztbesuche oft lange vor sich herschieben.

"Ein Obdachloser, der auf der Straße lebt, bekommt pro Tag etwa 9,90 Euro. Wenn er keinen festen Wohnsitz habt, muss er sich das Geld täglich abholen", erklärt der Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe in Bielefeld, Thomas Specht-Kittler. "Ein Obdachloser hat kein Sparbuch, sondern lebt von einem Tag zum anderen." Bei einem Arztbesuch wäre das Geld eines ganzen Tages weg, verschriebene Medikamente noch nicht bezahlt.

Lebt ein Wohnungsloser in einem Heim oder ist er anderweitig untergebracht, bekommt er pro Tag nur knapp drei Euro Taschengeld, von dem neben persönlichen Dingen auch Hygieneartikel - und eben die Praxisgebühr - bezahlt werden müssen. Die Forderung der BAG W: nicht nur Wohnungslose, sondern alle Sozialhilfeempfänger sollen von der Praxisgebühr befreit werden.

Die Berliner Obdachlosenärztin Jenny De la Torre befürchtet schlimme Folgen für die Gesundheit der Wohnungslosen. "Die Leute können das Geld einfach nicht bezahlen. Dabei sind die ärmsten Menschen die kränksten." Neben den Krankheiten, die jeder andere Mensch auch habe, häuften sich bei den Wohnungslosen Hautkrankheiten, Parasiten, Lungenerkrankungen und Alkoholismus.

"Kein Mensch wartet auch mit schweren Schmerzen so lange mit dem Gang zum Arzt wie Obdachlose", sagt De la Torre. Mit den zehn Euro würden die Hürden noch sehr viel höher. Dazu kämen die Zuzahlungen für Medikamente. Die Ärztin sieht die Menschenrechte bedroht, wenn der Zugang zum Gesundheitssystem so erschwert wird. Mit einer Stiftung will De la Torre in Berlin ein Gesundheitszentrum für Obdachlose einrichten, in dem nach Möglichkeit keine zehn Euro gezahlt werden müssen.

Im baden-württembergischen Offenburg haben in den vergangenen Tagen die ersten Obdachlosen demonstriert. Mit Flugblättern versuchten sie, auf ihre schwierige Lage aufmerksam zu machen. "Wer arm ist, stirbt früher" und "80 Prozent der Obdachlosen gelten als so krank, dass sie dringend einen Arzt besuchen sollten", hieß es darauf. Die Landesarbeitsgemeinschaft wohnungsloser Menschen hat gleichzeitig an die Bundesgesundheitsministerin appelliert, "die medizinische Qualität der Versorgung wohnungsloser Menschen" sicherzustellen. Über einen Protest in Berlin werde nachgedacht, sagte der Vorsitzende der Initiative, Wolfgang Jeckel.

Nach Schätzungen der Wohnungslosenhilfe gab es im Jahr 2002 in Deutschland etwa 330.000 wohnungslose Menschen.

Dörthe Hein, dpa

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