An der Bürgerversammlung zur Vorstellung des neuen „Gesundheitszentrums für
Obdachlose“, die am 26. Mai in der Pflugstr. 12 in Berlin-Mitte stattfand,
nahmen ca. 50 Personen teil. Moderator war Ulrich David, stellv.
Fraktionsvorsitzender der SPD und Mitglied der BVV. Anwesend waren weiterhin die
Stiftungsvorsitzende, Frau Dr. Jenny De la Torre, Mitglieder des Vorstands sowie
der Stadtrat für Gesundheit und Soziales, Dr. Christian Hanke.
Auf der Veranstaltung wurden viele kritische Meinungen von Anwohnern geäußert.
So wurde auf das Fremdenheim und die Drogenproblematik im Kiez verwiesen und die
Frage aufgeworfen, warum ausgerechnet hier eine Einrichtung für Obdachlose
entstehen soll und nicht besser im Zentrum Berlins.
Stadtrat Dr. Hanke und die Stiftungsvorsitzende Dr. De la Torre nahmen die
Befürchtungen der Bürger sehr ernst und informierten über die nächste Schritte
der Stiftung beim Aufbau des Zentrums sowie deren Notwendigkeit. In Berlin müsse
außer den bestehenden Angeboten dringend eine weitere medizinische Einrichtung
für Obdachlose geschaffen werden, um den zunehmenden Bedarf abzudecken.
Die Feststellung in Medienberichten, dass die Anwohner das Projekt ablehnen, ist
so allein aber nicht richtig. Es fehlen diejenigen Stimmen, die einer
Einrichtung für Obdachlose aufgeschlossen gegenüberstehen. So äußerte eine
Anwohnerin ihre Haltung zum bisher Gesagten mit den Worten „beschämend“, womit
sie die Ablehnung einzelner Bürger deutlich kritisierte. Ihr Beitrag ging nicht
in der Diskussion „unter“, sondern wurde von vielen Anwesenden dankbar und
unterstützend aufgenommen. Damit wurde nachdrücklich eine Wende der Diskussion
hin zu konstruktiver Auseinandersetzung mit dem Thema herbeigeführt. In
Medienberichten zu dieser Veranstaltung stand lediglich ein aus dem Zusammenhang
gerissenes Zitat „Die ehrenwerten Bürger wollen auch keine Kinder und keine
Hunde.“
Nicht erwähnt wurde weiterhin eine Ärztin aus Zehlendorf, die das Projekt
deutlich befürwortete und viele Informationen aus ihrer ärztlichen Tätigkeit mit
Obdachlosen gab. Jüngere Nachbarn erfragten Informationen zu den Öffnungszeiten,
der Gartennutzung und den genauen Hilfsangeboten der Stiftung. Mehrere Anwohner
boten ihre Unterstützung für die Zukunft an. Weiterhin fehlte der Hinweis auf
die konkreten Hilfsangebote seitens des Bezirksamtes, um ein harmonisches Klima
im Kiez zu fördern. David schlug vor, einen Dienst für das Zentrum einzurichten.
Über weitere Unterstützungsmöglichkeiten wird nachgedacht.
Die auch gebrauchte Formulierung „Anwohner liefen Sturm“ entspricht nicht den
Tatsachen. Niemand ist in dieser Veranstaltung „Sturm gelaufen“. Es wurde
vielmehr über ein Thema gesprochen und lebhaft diskutiert.
Wir möchten uns weiterhin gegen die Verwendung falscher und verunglimpfender
Bezeichnungen wie „Penner“ oder „erledigen“ wehren, die nicht dazu dienen, die
Leser sachlich und in entsprechender journalistischer Qualität über Ereignisse
in ihrer Stadt zu informieren. Obdachlose sind keine Penner, sondern Menschen,
die durch individuell verschiedene Ursachen ihre Wohnung verloren haben und
durch eine Kette vorangegangener bzw. resultierender Faktoren sozial abgerutscht
sind. Es muss wohl nicht betont werden, dass der Ausdruck „erledigen“ im
Zusammenhang mit Menschen, noch dazu Obdachlosen, auch andere Rückschlüsse
ermöglicht.
Es wird eine weitere Bürgerversammlung stattfinden. Über den Termin werden wir
zu gegebener Zeit informieren. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die
Öffentlichkeit regelmäßig über den Fortgang unseres Projektes zu informieren, um
auf die Probleme obdachloser Menschen in Berlin aufmerksam zu machen und das
soziales Bewusstsein der Berliner zu erhöhen. Die Ärmsten der Stadt benötigen
dringend unsere Hilfe.
Katrin Ketelhut
Der Vorstand