Seit 16 Jahren betreut die gelernte Kinderchirurgin Jenny de la Torre Wohnungslose in Berlins Mitte.
Was in der Zeitung stehen soll, formuliert Jürgen Schlichting lieber gleich selbst. „Schreiben Sie mal“, sagt er und gestikuliert wild, „dass die Obdachlosen nicht alle nur saufen und nichts tun.“ Seine Stimme dröhnt, er redet ohne Punkt und Komma.
An ihre Idee hat keiner geglaubt: ein Gesundheitszentrum für Obdachlose in Berlin. Aber mit ihrer Hartnäckigkeit hat Jenny De la Torre aus Peru alle Hindernisse aus dem Weg geräumt. Ihr Lohn: das Bundesverdienstkreuz, ein Ehrendoktor der Charité und das Lächeln ihrer Patienten.
Als Erstes musste sie neu atmen lernen. Das ist wichtig, wenn man am Bahnhof als Ärztin arbeitet – flach durch den Mund atmen oder kurz die Luft anhalten, wenn ein Patient ganz schlimm riecht. Damit sie nicht umkippt. Zu Jenny De la Torre kommen Menschen, die manchmal jahrelang keinen Arzt gesehen und monatelang nicht geduscht haben. Die gebürtige Peruanerin arbeitet als Obdachlosenärztin in Berlin. Zufällig ist sie da reingerutscht, und jetzt will sie nicht mehr damit aufhören.